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Aus den Schuhkartons von Thomas Farig (Null)

Nächstes Jahr, 2009, jährt sich das Todesjahr meines Freundes Thomas Farig* (1971-1999) zum zehnten Mal. Immer, wenn ich an ihn denke, steigt eine Mischung aus Gefühlen von Erinnerung, Verlust, Sehnsucht, Leere und, ja, zwanzigjähriger Wiedersehensfreude in mir auf mit einiger Gewalt; mal beklemmend, mal rührend, mal befremdlich und mal, vor allem, wenn ich’s regelmäßger mache, einfach ganz alltäglich, wie die Stimme der Sprecherin im Radio-Nachrichten-Kanal. Das wird so bleiben, damit werde ich leben, mit einem meiner besten Freunde allein lebendig in meinem Kopf.

Der beste Gefallen, den ich Thomas Farig tun kann, ist, das Versprechen zu halten, das ich ihm in einer rimbaudesk sentimentalen Stunde irgendwann in den späten 80ern gegeben habe, nachdem wir eine Kletter-Aktion hinter uns hatten, bei der wir sehr gut tödlich hätten verunglücken können. Wir haben uns gegenseitig als unsere Nachlassverwalter eingesetzt. Unnötig zu betonen, dass er starkes ADHS hatte, schwere innerliche Hagelschauer, und geschrieben hat.::

Vielleicht, Lieber, hat Dein sterben() mich gerettet vor Vorher.Denn

Ich bin wirklich vorsichtig() geworden. Seither.Weil

Ich fahre() nur noch über Zweihundert mit Autos deren Bremsen ich getestet habe. Vorher.Und

Ich nehme() nur noch selten Drogen die gefährlicher sind als Heroin. Seither.Und

;()

Thomas Farig, Vielleicht, Typoskript, 1 S., Schreibmaschine auf Papier, ca. 1993. *Name von der HGL::Redaktion geändert.

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