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ich war immer verhindert, mein denken auszuarbeiten. zu keiner zeit habe ich mit der regelmässigkeit gearbeitet, die die arbeit von mir verlangte. ich habe bloss einen geringen teil dessen gelesen, was ich hätte lesen sollen, und nie habe ich in mir die erworbenen kenntnisse geordnet. folglich hätte ich aufs sprechen verzichten sollen. ich hätte mein unvermögen erkennen und schweigen sollen.

doch ich wollte nie resignieren: ich sagte mir, dass diese schwierigkeit mich aufhielt, aber dass sich mich dafür auszeichnete. in ruhigen momenten meinte ich, nicht weniger fähig zu sein als ein anderer. ich kannte sehr wenige geister, die durch zusammenhängendes reflexionsvermögen den sieg über mich davontrugen. ferner hatte ich die möglichkeit, ihre unterlegenheit gegenüber einem bestimmten punkt abzuschätzen. ich gebe heute zu, dass ich mit ihnen wetteifern konnte, selbst wenn ich ein geringeres geschick zur analyse besass. diese schwäche verband sich, wie meine unregelmässige arbeit, mit der gewalt, die mich in gewissem grade unablässig nervös machte, mir fortwährend den boden unter den füssen wegzog.

georges bataille: le pur bonheur (das reine glück), 1954

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