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Speisende Philosophen
Informatiker benutzen ein aufschlussreiches Beispiel für einen Zustand, den sie Verklemmung nennen. Es heißt Speisende Philosophen:
3 Philosophen sitzen an einem runden Tisch. Vor jedem Philosophen steht ein Teller mit Spaghetti. Zwischen den Tellern liegt jeweils eine Gabel. Bevor ein Philosoph mit dem Denken aufhört und essen kann, müssen beide Gabeln links und rechts von seinem Teller frei sein. Die Problematik: Sollten die Philosophen gleichzeitig hungrig werden und sich die erste Gabel nehmen, darauf hoffend, dass die zweite bald frei wird, kommt es zu einer Verklemmung.
Das transportierte Philosophenbild:
Philosophen müssen immer mit zwei Gabeln essen.
Philosophen können nicht gleichzeitig essen und denken.
Zu 1: Mit zwei Gabeln zu essen ist eine ziemlich schwierige Angelegenheit. Sie führt, wenn überhaupt, nur sehr langsam zu einem Erfolg. Und, wenn überhaupt, noch viel langsamer zu dem gewünschten. Egal, wie schnell man ist. Philosophie ist eine ziemlich schwierige Angelegenheit von ganz genau dieser Art. Dass Philosophen immer mit zwei Gabeln essen müssen, dem würde ich, als Bild, als Philosoph, durchaus zustimmen.
Zu 2: Nicht gleichzeitig denken und essen zu können ist absolut unnormal für einen normalen Menschen. Und auch absolut unnormal für die meisten unnormalen Menschen. Wieso sollte die gesamte Philosophenheit nur aus einer einzigen Sorte unnormaler Menschen bestehen? Also, dieses Philosophenbild würde mich, als Philosoph, absolut aufregen. Warum sollen alle Philosophen beim Denken in eine Art Starre verfallen und nichts anderes mehr tun können als denken und nur denken? Damit sie den Marmorstatuen der ersten Philosophen ähnlich sehen? Warum sollte es keine Philosophen geben, die gleichzeitig essen, trinken, sich unterhalten, Radio hören, Zeitung lesen, E-Mails schreiben, Koloraturen singen, spazieren gehen und, und, und – und denken können? Dass Philosophen nicht gleichzeitig essen und denken können, das würde ich, als Bild, als Philosoph, durchaus bezweifeln.
[Bild und Blockzitat aus: Philosophen1 (Philosophen1.html)]