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Störungen von Gedanken im Vollzug

Vollzugsstörungen

In einer alten Anekdote fällt jemandem durch Zufall Kants Kritik der reinen Vernunft in die Hände. Nach einigen Seiten entringt sich ihm der Seufzer: Deine Sorgen möchte ich haben.^1^

Um etwas mit Erfolg in sich aufzunehmen, braucht man sehr viel an innerer Bereitschaft.

Manches Kind lernt schwer, weil es sein liebstes Spielzeug nicht loslässt, seine Träume wie Schmetterlinge entschweben oder draußen seine Kameraden Fußball spielen.^2^

Die Chancen selbst eines didakt. Meisterwerks sind dann gering. Noch weniger Erfolge erzielen Standpauken, Nachsitzen, Hausarrest oder sonstige Unterdrückungen; sie stören den Vollzug einer Entwicklung, die sie eigentl. beschleunigen wollten.

[Aus einem normalpsychologischen Bilderbuch IV]

fn1(small). In einer nicht wesentlich jüngeren Anekdote springt der greise Kant, als er von diesem Seufzer erfährt, hektisch auf, unterbricht die Arbeit an seinem Spätwerk und schließt sich zusammen mit seiner Kritik der reinen Vernunft in seiner Schreibstube ein. Nach einigen Wochen des fieberhaften Studiums tritt er aufgeräumt daraus hervor, konstatierend, dass nicht ein einziger Satz, nicht ein einziges Wort über seine Sorgen in diesem seinem Buch zu finden sei.

fn2(small). Kant hatte nichts mit seinen Sorgen im Sinn. Kant hatte etwas anderes im Kopf: Er war ein solches Kind. 50% die Schmetterlinge der Gedanken, 40% das Nichtloslassen liebster Spielzeuge, 10% der Traum vom Fußballspielen. (Schätzung d. Verf.)

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