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Gebremste Schnecken. Übersehener King Kong :: An Essay Concerning Hyperfocused Perception
Alles dreht sich. Und doch steht es still. Das da oben ist kein Film. Es ist ein Bild. Eine Illusion des peripheren Sehens. Wenn man sich darauf konzentriert, schafft man es, eine der Schnecken anzuhalten. Wenn man sich gut darauf konzentriert, schafft man es, zwei der Schnecken anzuhalten. Wenn man sich gut gut darauf konzentriert, schafft man es, drei der Schnecken anzuhalten. Usw. bis zum totalen Schnecken-Stillstand, wenn man sich gut gut gut gut gut … konzentrieren kann. Und man kann die Schnecken durch bloßes Hingucken zum Verschwinden bringen, wenn man hyperfokussieren kann.
Mit zwei Fähigkeiten kann man als ADS::Begabter seine Mitmenschen immer wieder verblüffen. Mit Multitasking und mit Hyperfokussieren. Ans Multitasking gewöhnen sie sich nie: Man liest eine Zeitschrift, während jemand einem etwas erzählt. Der ist irgendwann beleidigt und sagt: Du hörst mir ja gar nicht zu! Man antwortet: Doch! Ich höre dir zu, und fasst die letzten fünf zehn fünfzehn Minuten seines Monologs einwandfrei zusammen. Wow! Ans Hyperfokussieren gewöhnen sie sich nie: Man liest eine Zeitschrift, während jemand einem etwas erzählt. Der denkt: Naja, der hat ADS; kann lesen und zuhören gleichzeitig, und erzählt weiter. Irgendwann stellt er eine Frage, erwartet eine Reaktion. Dann muss man zugeben, dass man in den letzten fünf zehn fünfzehn Minuten leider überhaupt nicht zugehört hat, ja noch nicht einmal mehr wahrgenommen hat, dass jemand im Raum war und zu einem sprach. Verdammt nochmal!
Oft fragen sie: Wie machst du das? Das weiß man nicht, das macht man einfach. Auf einmal, plötzlich, meistens ohne es direkt zu beabsichtigen, macht man das. Manchmal fragen sie: Wie ist das so? Wie fühlt sich das an? Seitdem ich den Film mit dem Gorilla von Daniel J. Simons (1999) kenne, empfehle ich immer, ihn anzuschauen. Der Effekt, der dort bei ca. 50% der Angucker auftritt (Unaufmerksamkeitsblindheit](http://de.wikipedia.org/wiki/Unaufmerksamkeitsblindheit) / Inattentional Blindness), fühlt sich ungefähr so an, wie sich der des Hyperfokussierens anfühlt. Das heißt, er fühlt sich eigentlich gar nicht an. Man spürt nichts, alles scheint normal zu sein. Und hinterher wundert man sich.
Im Film mit dem Gorilla sieht man zwei Teams à drei Presonen jeweils dribbelnder und tänzelnder Weise sich einen Basketball untereinander zuwerfend. Ein Team trägt schwarze, das andere weiße T-Shirts:
Damit der Effekt des Films funktionieren kann, muss man beim Angucken die folgende Anweisung befolgen: Versuche die Ballwechsel des weißen Teams zu zählen! Hat man dies getan, soll man sich anschließend den Film noch einmal anschauen, ohne zu zählen. Und wenn es funktioniert hat, wundert man sich. Denn man sieht jemanden in sehr auffälligem Gorillakostüm zwischen die Dribbler schlendern, stehen bleiben, sich wie King Kong auf die Brust trommeln und von dannen schreiten.
Diesen Gorilla hatte man, wenn es funktioniert hat, beim ersten Angucken, aufs Zählen konzentriert, nicht bemerkt. Den großen schwarzen King Kong, glatt übersehen. Verdammt nochmal!
So also, ungefähr, nur auf ganz alltägliche Situation bezogen, darf man sich einen wesentlichen Effekt des Hyperfokussierens vorstellen. Man ist so konzentriert auf irgendetwas, dass man viele andere Dinge überhaupt nicht wahrnimmt, die eigentlich doch ziemlich aufdringlich drin und präsent sind in der Welt. Und nachher wundert man sich, mitunter doch gar ziemlich sehr, über den eigenen Kopf.
p(small). Abb 1: Rotating Snakes~akitaoka/rotsnakee.html von Akiyoshi Kitaoka~akitaoka/. Vielen herzlichen Dank für die Erlaubnis~akitaoka/index-e.html#copyright, diese Illusion in unseren HGL::Block kleben zu dürfen. Sankyu gozaimasu.
p(small). Abb 2: Der Film mit dem Gorilla ohne Gorilla, Videostill. Dieses Bild stammt aus dem Blogeintrag How well can you concentrate? von monkeymagic : thoughts on thinking, 17.01.2005, wurde etwas vergrößert und auf Graustufen gesetzt.
p(small). Abb 3: Der Film mit dem Gorilla mit Gorilla, Videostill. Dieses Bild stammt aus dem Bericht zum Versuch mit dem Film mit dem Gorilla: Gorillas in our midst: sustained inattentional blindness for dynamic events von Daniel J. Simons und Christopher F. Chabris, Cambridge 1999 (PDF : 285 KB~cfc/Simons1999.pdf).
~~ Nachtrag 11. Mai 2009
Remake des Gorillafilms mit moonwalkendem Bären chéz YoursTubes:
p(small). Eigentlich habe ich mich immer gesträubt, hier YoursTubes einzubetten. Und ich werde mich, nach dieser kurzen Schwäche meiner Sträuber-Aufmerksamkeit, weiterhin so aufmerksam wie möglich sträubern (tsz). ((tsz tsz tsz))