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Sherlock Holmes unter flockiger Hageldecke

«Es gehört schon seit langem zu meinen Axiomen», sagte Sherlock Holmes […], «daß wir für die zermürbenden Qualen der Langeweile am anfälligsten sind, wenn wir dem Bedürfnis nach purer Entspannung nachgeben, und nicht dann, wenn wir unsere Arbeit machen, so öde und eintönig sie auch sein mag.»

Ich [Dr. Watson (tsz)] sah zu ihm hinüber. Gerade erst war ich, nachdem ich einige Stunden am Bett eines meiner ernsthaft erkrankten Patienten zugebracht hatte, in unsere gemeinsame Wohnung in der Baker Street zurückgekehrt und hatte mich sofort hinter den Tageszeitungen verschanzt […]. Jetzt musterte ich ihn. Ganz offensichtlich hatte er sich zu einem seiner Amateurexperimente mit Säuren und Sulfaten entschlossen und war, wie es bei seinem ebenso heftigen wie sprunghaften Temperament nur zu oft der Fall war, dieses Zeitvertreibs ebenso plötzlich müde geworden, wie er sich ihm zugewandt hatte. Ich hätte in diesem Augenblick nichts lieber getan, als ungestört meine Zeitung weiterzulesen, aber da ich nun im nachhinein feststellte, daß mein Tag zwar anstrengend und im Erfolg ungewiß, zugleich aber auch abwechslungsreich gewesen war, konnte ich nicht umhin, seiner Beobachtung beizupflichten.

Aus: Gilbert Adair, Die Riesenratte aus Sumatra, aus ders: The Unpublished Case-Book of Sherlock Holmes, in ders. Und dann gab’s keinen mehr, München: C.H.Beck 2008, S. 67-97: S. 67f. (Kursivierung: tsz)

Ganz schön über Bande gespielt! Typically Holmeselesque. Uns jedenfalls gefallen die hagelmächtigen Deduktionsmöglichkeiten, die sich aus dem obigen Text für den hiesigen Kontext ergeben. Auch interessant finden wir die Beobachtungen des Ich-Erzählers in Und dann gab’s keinen mehr, der den Namen des Autors, Gilbert Adair, trägt, während er das Sherlock-Holmes-Museum in Meiringen (Schweiz) besucht. Er sieht u.v.a.:

… Holmes’ Geige und sein Notenpult, seine Pfeifen und seinen Pfeifenständer (aber nichts von den malerischen Utensilien, die auf seine Kokainabhängigkeit hindeuten), ein grotesk überdimensioniertes Vergrößerungsglas …

Aus: Gilbert Adair, Und dann gab’s keinen mehr, a.a.O., S. 56. (Kursivierung: tsz)

Wenn der Grund für seine Kokaninbenutzung derjenige ist, den wir hier jetzt, dank Adair, vermuten, dann hat er weniger mit Abhängigkeit zu tun und mehr mit Medikation. Dann nämlich würde Sherlock Holmes eine ähnliche Wette eingehen und gewinnen können, wie sie der Mathematiker Paul Erdös gewonnen hat:

[Paul Erdös] schlief nur vier bis fünf Stunden und putschte sich mit Kaffee und dem Amphetamin Benzedrin auf. 1979 bot sein Freund Ronald Graham eine Wette um 500 Dollar an: Er würde es nicht schaffen, 30 Tage ohne Drogen zu leben. Er hielt durch, meinte aber, die Wette habe die Mathematik um einen Monat zurückgeworfen. [Wikipedia am 16.10.08]

Nur, wie können wir beweisen, dass auch Holmes einer solchen Wette gewachsen ist? Ganz einfach, wir verfassen The Unpublished Case-Book of Sherlock Holmes Part II. Ganz genau das machen wir! Aber das machen wir nicht jetzt. Das machen wir ein andermal …

[Foto: Internet]

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