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Aus den Schuhkartons von Thomas Farig (Sieben)
Ich hatte die letzten Jahre eine schlechte Phase
Ich hatte die letzten 05 Jahre eine schlechte Phase, * Ich hatte die letzten 10 Jahre eine schlechte Phase, ** Ich hatte die letzten 15 Jahre eine schlechte Phase, *** Ich hatte die letzten 20 Jahre eine schlechte Phase, **** Ich hatte die letzten 25 Jahre eine schlechte Phase, ***** Ich hatte die letzten 30 Jahre eine schlechte Phase, ****** Ich hatte die letzten 35 Jahre eine schlechte Phase, ******* Ich hatte die letzten 40 Jahre eine schlechte Phase, ******** Ich hatte die letzten 45 Jahre eine schlechte Phase, ********* Ich hatte die letzten 50 Jahre eine schlechte Phase, ********** Ich hatte die letzten 55 Jahre eine schlechte Phase, *********** Ich hatte die letzten 60 Jahre eine schlechte Phase, ************
* falsche Schule. ** falsche Freunde. *** falsche Diät. **** falsche Freundin. ***** falsche Stadt. ****** falsche Bücher. ******* falsche Arbeit. ******** falsche Medizin. ********* falsche Politik. ********** falsche Ziele. *********** falsche Frau. ************ falsche Therapie.
Und jetzt start ich eine gute Phase. * Denn jetzt fang ich alles richtig an! ** Jetzt geht’s los!!! Jetzt geht’s los!!! ***
* Endlich. ** Endlich. *** Endlich.
Thomas Farig, Ich hatte die letzten Jahre eine schlechte Phase, Typoskrikpt, mechanische Schreibmaschine auf Papier, 1 Blatt A4, ca. 1994.
Und jetzt start ich. Jetzt geht’s los!!! Die schrittweise abgearbeitete Ent-Täuschung des iterativ alternden lyrischen ichs. Dieser rhythmische Abriss des Lebensarchitektur, alle fünf Jahre eine Grundmauer niedergemacht, eine Säule eingerissen, die Fenster eingeschlagen. Als sei das ich wie ein Tannenbaum, der alle sieben Jahre seine Nadeln rund herum erneuert. Aber doch, so ist es, so kann es einem vorkommen in der Euphorie des Anfangs des Augenblicks des Nachhinein. Ich weiß, wo die Form des rhythmischen Rückblicks herkommt (Ernst Jandl, Sentimental Journey), denn wir haben lange Zeit gemeinsam die selben Gedichte gelesen. Ich weiß, wo das Dreisternezitat des [Jetzt geht’s los! herkommt (Anton Tschechow, Drei Schwestern), denn wir haben lange Zeit gemeinsam die selben Theaterstücke gesehen. Ich weiß, wo die Melodie des endlich endlich endlich immer wieder herkommt, denn wir haben lange Zeit gemeinsam die selben Symptome gelebt. Immer wieder. Endlich. Jetzt bin ich gespannt. (Vgl: hgl_166)
[ Sechs ] [ Fünf ] [ Vier ] [ Drei ] [ Zwei] [ Eins ] [ Null ]